Am Pazifik von San Francisco nach Santa Barbara
13 09 2011Von San Francisco sind wir mutig weiter dem Highway # 1 entlang der Küste gefolgt, trotz der etwas schwierigen (und nebligen) Strecke im Norden Kaliforniens. Dieser Mut hat sich ausgezahlt: Die Straße wurde insgesamt Wohnmobil-freundlicher, es gab grandiose Aussichten, und der Felsen der Pelikane und ein Strand voller Seeelefanten boten unvergessliche Naturerlebnisse. In Südkalifornien lichtete sich dann sogar der Nebel, und so haben wir dann schließlich auch noch unseren absoluten Traumstrand gefunden …
Der Abschied von San Francisco und von Beth Grossman war herzlich, aber etwas hektisch. Die Wanderung mit David Schlooley in die San-Bruno-Mountains hatte einfach viel länger gedauert als geplant. So sind wir dann doch in den Nachmittagsverkehr gekommen und hatten leichte Schwierigkeiten, wieder aus der Großstadt herauszufinden und zurück auf den Küsten-Highway # 1 zu kommen. In Pacifica haben wir dann unsere Vorräte aufgefüllt, und es ging weiter südwärts. Unser erster Stopp war der kleine Ort Half Moon Bay, der Campground am State Beach war aber leider schon voll.
Im nachhinein war das aber völlig ok: Wir sind einfach noch wenige Meilen weiter gefahren und auf einem ruhigen Campground am Pelican-Point gelandet, mit allen Hook-Ups und sogar Laundry. Hier sind wir dann zwei Tage geblieben und haben uns erstmal ein wenig von San Francisco ausgeruht. So schön es dort war, war es doch sehr anstrengend. Wir hatten ein komplettes Kulturprogramm und wurden auch ganz schön herumgereicht. Und die ständigen anspruchsvollen Gespräche über Kunst, Politik und die 60er Jahre haben hohe Konzentration gefordert. Wir sind immer noch Fremdsprachler 🙂 …
Der Campgorund lag inmitten eines der exklusivsten Golfplätze der Westküste, dem Half-Moon-Bay-Golf-Resort. So haben wir bei unseren Strandspaziergängen jede Menge Golfer beobachten können, das war fast genauso spannend wie die Pelikane und der immer noch leicht eingenebelte Ozean. Es ist unglaublich, mit welcher Ernsthaftigkeit sich erwachsene Menschen mit diesen Golfbällen herumschlagen und wie wichtig man sich mit Golf-Caddy, 40 verschiedenen Schlägern und Nobel-Golf-Klamotten nimmt. Und wirklich fast kein Schritt wird gelaufen. Und abends dann ins Nobel-Hotel, das wie eine alte (Raub-)Ritter-Burg direkt am Meer steht. Überall brennen offene Feuerstellen (natürlich mit Gas), sogar auf den Terrassen der Zimmer. Dieser protzig-cool zur Schau gestellte Reichtum hat uns schon etwas wütend gemacht, und das Barbecue mit Lachs ist ja dann auch in meinen California-Song eingegangen.
Die nächste Etappe führte uns dann durch die Monterey Bay, in der wir zum ersten Mal mit der Intensivst-Landwirtschaft Kaliforniens Bekanntschaft machten, nach Big Sur, wo wir die nächsten Tage verbringen wollten. Beth hatte uns von tollen Campingmöglichkeiten direkt am Meer vorgeschwärmt, aber leider gab es die nicht. Big Sur besteht eigentlich nur aus einigen Häusern, es gibt eine sehr spektakuläre Steilküste und wenige und kaum erreichbare Sandbuchten. Die wenigen Campgrounds waren entweder voll oder mitten im Wald. Leicht enttäuscht und etwas genervt haben wir dann all unsere Pläne umgeworfen. Wir haben eine Nacht im Wald direkt unter Redwoods verbracht und sind dann am nächsten Tag zurück nach Monterey, wo wir dann sehr schöne vier Tage im Motel Thunderbird verbracht haben. Hierzu gibt es ja einen tollen Blog von Angelika und ein kleines Lied von mir.
Aber auch in Big Sur haben wir natürlich versucht, das Beste daraus zu machen. Wir sind 15 Meilen zurück an eine der Sandbuchten gefahren und haben die schönsten und größten Wellen erlebt, die der Pazifik uns bisher gegönnt hat.
Nach dem Labour-Day in Monterey sind wir die 130 Meilen von Monterey bis zur Morro Bay entspannt und in Genießerlaune gefahren, und haben nachvollziehen können, warum diese Strecke als eine der schönsten Küstenstraßen überhaupt gilt. Gut, dass ab und zu doch noch Nebel vom Meer kam, sonst hätten wir diese Etappen bei all den spektakulären Bildmotiven wohl nicht an einem Tag bewältigen können. Ein besonderes Highlight war ein Pelikan-Felsen mit Hunderten dieser beeindruckenden Segler, die uns dann auch noch mit Schaufliegen beeindruckt haben
Auf der weiteren Fahrt nach Süden sind wir am Hearst Castle vorbeigekommen, das sich der Zeitungsmagnat Hearst wohl in einem Anfall von Größenwahn hat errichten lassen: Neuschwanstein am Pazifik, das haben wir uns geschenkt. Dafür gab es aber nur wenige Meilen weiter bei Piedras Blancas den „Elephant Seals Vista Point“, ein absolutes Highlight. Dutzende riesiger Seeelefanten aalten sich am Strand und tummelten sich im Wasser, es waren für mich die größten frei lebenden Tiere, die ich bisher beobachten konnte. Und die über vier Meter großen und bis zu 900 kg (!) schweren Giganten haben sich an den Touristen, die vielleicht zwanzig Meter entfernt auf der (natürlich abgesperrten) Klippe standen, überhaupt nicht gestört. Und das waren ja wohl nur jugendliche und einjährige Tiere; die Muttertiere und die Bullen sind noch auf Offener See, wo sie 10 Monate des Jahres verbringen und auf der Nahrungssuche 1.000 Meter und noch tiefer tauchen. Was muss das für ein Anblick sein, wenn all diese Tiere im Dezember und Januar an diese Strände kommen und dann im Februar die Jungen geboren werden. In diesem Jahr haben hier 4.000 neugeborene Seeelefanten den Strand bevölkert. Mehr Infos zu diesem großartigen Ort gibt es unter www.elephantseal.org
Als nächsten Campground hatten wir uns dann den etwas abgelegenen Montana de Oro State Park ausgesucht. Wir haben in einer kleinen Bucht einen tollen Sonnenuntergang erlebt und einen ruhigen Platz auf dem Campground inmitten bewaldeter Hügel gefunden. Die vielen Flechten an den Bäumen ließen uns aber schon nachdenklich werden, und tatsächlich, am nächsten Morgen waren auch dieser traumhafte Campground und Sandstrand in feucht-kühlen Nebelschwaden versunken.
Aber noch wollten wir unsere Hoffnung auf einen Traumstrand, an dem wir noch einige relaxte Tage am Ozean verbringen könnten, nicht aufgeben, Also ging es weiter südwärts, der nächste Versuch war Pismo Beach. Hier haben wir einen Platz direkt hinter den Dünen ergattert und sind voller Vorfreude zum Strand gelaufen. Wunderbare Dünen, ein weiter Sandstrand … und eine Menge Autoverkehr. Der Strand ist hier für Autos freigegeben, spannend anzuschauen, aber sicher kein Platz, um länger zu Verweilen. Natürlich wussten wir, dass einige Meilen weiter die größte ATV-Recreational-Area der Pazifikküste liegt, wo erwachsene Männer (und Frauen) mit ihren kleinen Allrad-geschossen über den Strand und durch die Dünen heizen. Aber dass auch hier noch Autos zugelassen sind, das wussten wir nicht. Auch hier ein Link zum Reinschnuppern (wir haben das Filmteam bei der Arbeit beobachtet)
Also weiter gen Süden, wo die Route # 1 stellenweise den Ozean verlässt und durchs Inland führt. Hier haben wir dann auch mal sehen können, wo all die kalifornischen Erdbeeren herkommen. Riesenflächen werden hier ganzjährig bewässert und mit Riesenmaschinen bearbeitet. Die Erdbeerernte wird dann aber von Hand geleistet, von hunderten Saisonarbeitern, die entweder mit offenen LKW angekarrt wurden oder ihre alten Karren irgendwo am Rand der Felder parken. Und überall große Tanks mit diversen Spitzmitteln. Das sieht schlimm aus, und wir haben uns nachträglich sehr gefreut, dass wir fast ausschließlich „organic vegetables and fruits“ gekauft haben, möglichst direkt von der Farm.
Aber unseren Traumstrand hatten wir immer noch nicht gefunden. Waren wir vielleicht zu anspruchsvoll? Ist es denn zuviel verlangt, nach fünf anstrengenden Monaten „on the road“ einen ruhigen und abgelegenen weißen Sandstrand zu finden, mit Sonne, schönen Wellen, Camping direkt am Meer, Sonnenuntergang jeden Abend, Feuerstelle am Strand, Pelikanen und Seehunden und menschenleer? Natürlich nicht, denn genau das haben wir nach einigen Tagen des Stocherns im Nebel (wortwörtlich) nun doch noch gefunden. Wir sind am Jalama-Beach ca. 50 Meilen nördlich von Santa Barbara gelandet, der all diese bescheidenen Ansprüche nicht nur erfüllt, sondern noch übertrifft. Hier stehen wir nun seit vier Tagen, machen „Urlaub vom Urlaub“ und sichern unsere Erinnerungen. Aber dazu mehr in einem eigenen Blog.
Summary for our American friends:
After leaving San Francisco we went on following Highway # 1 along the coastline, In spite of all the fog and the curves on the northern part of the route. This courage was redeemed: The road became more RV-friendly and we had spectaculous sights. And rocks full of Brown Pelicans and a beach full of Elephant Seals brought us more unforgettable memories. In Southern California the fog cleared up and finally we even found the dream-beach we were looking for …
Ich habe euch vernachlässigt ihr Lieben, sorry, irgendwie bin ich in den letzten beiden Wochen nicht zum Schreiben gekommen, aber gelesen habe ich , auch diesen wunderbaren Blog mit der Geschichte eurer Irrfahrt, herrlichen Bildern von Tieren, Landschaften, Sonneuntergängen etc….ihr und die amerikanische Vielfältigkeit beeindruckt mich immer wieder….danke dafür.
Das sollte nur ein kurzer Gruß werden, euch beiden noch weiter schönes Relaxen und ganz liebe Grüße
Tina